Beat'em-Up
Kampfsport als Vorbild
Von Beginn an umweht das Beat'em-Up-Genre ein fernöstliches Flair: Die ersten populären Prügelspiele wie der Automat "Karate Champ" (Technos, 1984) oder die Heimcomputer-Titel "Way of the Exploding Fist" (Beam Software, 1985) und "International Karate" (System 3, 1985) orientieren sich an der japanischen Kampfsportart und nutzen deren traditionelles Wertungssystem: Eine gelungene Attacke gibt je nach Kunstfertigkeit einen halben oder ganzen Punkt, wer als erster zwei Zähler hat, gewinnt.
Solche 'realistischen' Sportsimulationen werden allerdings bald von action- und temporeicheren Prügeleien abgelöst: Mit Titeln wie "Yie Ar Kung-Fu" (Konami, 1985) oder "Street Fighter" (Capcom, 1987) halten unterschiedliche Charaktere und Kampfstile, überzogene Aktionen und Lebensenergie-Leisten Einzug ins Genre.
Noch weniger auf Sport und mehr auf Hollywood-artige Action setzen Kampfspiele wie "Double Dragon" (Technos, 1987) oder "Streets of Rage" (Sega, 1991).
Sie schicken dem prügelnden Spieler ganze Horden von bösen Jungs entgegen, lassen ihn aufzuhebende Objekte als Waffen verwenden und sprengen die Grenzen der Arena: Statt auf einem abgesteckten Kampfplatz die Fäuste zu schwingen, scrollt der Bildschirm wie in einem klassischen Jump'n'Run von links nach rechts.
Eine Frage der Perspektve
Zwar bringen Sega mit "Virtua Fighter" (1993) und Namco mit "Tekken" (1994) die dritte Dimension ins Prügelspiel, die Verwendung räumlicher Polygone statt flacher Bitmap-Bilder ist dabei aber nur für die Optik von Relevanz, an der 2D-Spielmechanik ändert sich nichts.
Selbst die Kämpfe in den 2011er-Ausgaben altgedienter Beat'em-Up-Serien wie "Mortal Kombat", "Street Fighter" oder "Marvel vs. Capcom" spielen sich in nur einer Ebene ab.
So lässt ein Stick- oder Steuerkreuz-Druck nach unten oder oben den Kämpfer sich ducken oder springen und nicht in den Raum laufen. Nur wenige Beat'em-Ups wie Tecmos "Dead or Alive"-Reihe, Namcos „Tekken“-Serie oder der 2012 erscheinende Waffenprügler "Soul Calibur V" bieten die Möglichkeit, die dritte Dimension wenigstens durch einen Ausfallschritt zu nutzen.
Wenige Marken teilen sich den Markt
Die Anzahl von Beat'em-Up-Neuveröffentlichungen ist überschaubar. Die oben genannten Serien erfreuen sich aber ungebrochener Beliebtheit und werden von Spielergemeinde und Kritikern gewöhnlich positiv aufgenommen. Der Kampfsport-Ursprung des Genres ist dabei fast in Vergessenheit geraten. Allein der amerikanische Wrestling-Sport wird noch alljährlich von Hersteller THQ in interaktive Form gebracht und weist dabei die typischen Beat'em-Up-Merkmale auf: Den Kampf Mann gegen Mann, eine breite Auswahl an Charakteren, spektakuläre Spezialattacken - und die Einsicht, dass nur Übung den Meister macht.