Annex A/B
Annex A/B
Wer sich ein DSL-Modem oder einen DSL-Modem-Router zulegen möchte, stößt im Internet oder in den technischen Eigenschaften der Geräte häufig auf die Bezeichnungen Annex A oder Annex B. Der Begriff „Annex“ steht für eine Ergänzung oder einen Anhang. In diesem Fall geht es um zwei Ergänzungen der ITU-Empfehlung G.992.1, welche die Übertragung von Daten über ein kupfernes Telefonkabel beschreibt, besser bekannt unter der Abkürzung ADSL.
Damit sich Telefon- und DSL-Signale, die sich gemeinsam ein Telefonkabel (Kupferdoppelader) teilen, nicht gegenseitig in die Quere kommen, müssen beide Übertragungen in verschiedene Frequenzbereiche aufgeteilt werden. Der niedrigere Frequenzbereich wird dabei für die Telefonverbindung reserviert, während der höhere Frequenzbereich für die Übertragung des Breitbandsignals – also für ADSL – verwendet wird.
Die ITU (International Telecommunication Union) hat mit Annex A und Annex B zwei Empfehlungen herausgegeben, wie diese Frequenzaufteilung durchgeführt werden kann.
Annex A
Annex A wird auch als ADSL over POTS bezeichnet und beschreibt die Nutzung eines DSL-Datenanschlusses zusammen mit einem analogen Telefonanschluss. Hierbei wird der Frequenzbereich bis etwa 25 kHz (Kilohertz) für die Übertragung der analogen Telefonleitung verwendet, während der darüber liegende Frequenzbereich für den Up- und Downlink der DSL-Verbindung zur Verfügung steht. Da in Deutschland vor allem die Vermarktung von ISDN-Anschlüssen im Vordergrund stand, wurden und werden hierzulande keine Anschlüsse nach Annex A geschaltet. Entsprechend funktionieren auch keine Annex-A-Geräte an einem deutschen Telefonanschluss.
Annex B
Annex B wird auch als ADSL over ISDN bezeichnet. Entsprechend geht es hierbei um die Kombination eines ISDN-Telefonanschlusses mit einem ADSL-Anschluss auf derselben Kupferleitung. Im Gegensatz zu einer analogen Telefonverbindung benötigt das qualitativ hochwertigere und mit verschiedenen Leitungsmerkmalen ausgestattete ISDN auch mehr Bandbreite, sprich: einen größeren Frequenzbereich. Dieser endet nicht bei 25 kHz, sondern erst bei 138 kHz, wobei hier der nötige Schutzabstand zwischen Telefon- und DSL-Übertragung bereits eingerechnet ist.
Diese Verschiebung der Frequenzgrenze bei Annex B hat Auswirkungen: So geht der Frequenzbereich zwischen 25 und 138 KHz für die DSL-Übertragung verloren, der aufgrund seiner niedrigen Frequenz auch noch wenig anfällig gegen Leitungsdämpfungen ist. Dies wirkt sich negativ auf die Reichweite einer DSL-Verbindung mit Annex B aus. Auf vergleichbaren Kupferleitungen sind Annex-B-Verbindungen grundsätzlich reichweitenschwächer als Annex-A-Verbindungen. Entsprechend sinkt auch die maximal erreichbare Downloadrate bei Annex B, denn Annex A besitzt per se 113 kHz mehr Bandbreite.
In Deutschland wurde aufgrund der Verbreitung von ISDN bis vor kurzem ausschließlich Annex B eingesetzt – selbst dann, wenn der Kunde anstelle von ISDN einen analogen Telefonanschluss (POTS) nutzte.
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