3D-Fernseher
3D-Fernseher im Heimkino
Mit einem 3D-Fernseher und einer entsprechenden Brille können Sie Filme und TV-Sendungen räumlich wahrnehmen. Mitte 2010 war die Markteinführung der ersten Geräte, seitdem hat sich die Produktpalette rasch erweitert. Inzwischen haben alle namhaften Hersteller eine Vielzahl 3D-fähiger Modelle im Portfolio.
So funktioniert 3D-Fernsehen
Räumliches oder auch stereoskopisches Sehen entsteht beim Menschen durch seine zwei nach vorne, aber leicht versetzt angeordneten Augen. Sie erfassen jeweils ein perspektivisch leicht unterschiedliches Bild. Das Sehzentrum des Gehirns verarbeitet und modelliert diese zu einem räumlichen Gesamteindruck.
Ein 3D-fähiger Fernseher nutzt dieses Prinzip, indem er von einer Szene jedem Auge ein eigenes, leicht versetztes Bild zuspielt.
Um Filme im 3D-Format zu produzieren, müssen zwei Kameras beziehungsweise Kameralinsen die einzelnen Szenen filmen. Dabei kommt es darauf an, dass der Versatz in etwa dem Augenabstand entspricht.
Ein wenig anders sieht es bei 3D-Spielen auf der Konsole aus. Zwar benötigen sie ausgabeseitig die gleiche Hardware, also einen 3D-fähigen Fernseher samt passender Spezialbrille. Die räumliche Information ist bei den aus Polygonen bestehenden Spielen aber durch den Z-Wert quasi bereits im Programmcode versteckt. Spezielle Software verarbeitet diese Informationen wiederum zu zwei perspektivisch leicht versetzten Bildern, wodurch auch hier für den Menschen der letztendlich echte räumliche 3D-Eindruck entsteht.
3D mit und ohne Brille
Praktisch alle derzeit gängigen Verfahren zum Erzeugen stereoskopischer 3D-Bilder benötigen dazu eine Spezialbrille. Die älteste Version einer 3D-Brille ist das Modell aus Papier, die Rot-Grün-Brille. Die rot oder grün eingefärbten Bilder nimmt der Zuschauer entweder nur mit dem rechten oder dem linken Auge wahr. Durch die selektive Aufnahme entsteht ein 3D-Eindruck. Dieses Verfahren gilt als veraltet und das qualitativ schlechteste, dementsprechend findet es kaum noch Verwendung.
Allerdings arbeiten Forscher und Entwickler seit langem an verschiedenen Technologien, die dreidimensionales Betrachten bewegter Bilder auch ohne Brille ermöglicht – den sogenannten autostereoskopischen Displays.
Ein paar Geräte haben bereits Serienreife erlangt, aber am bekanntesten dürfte wohl Nintendos 3D-Handheld 3DS sein. Dessen von Sharp entwickeltes Display sitzt, in ähnlicher Form, auch in den ersten bereits erhältlichen 3D-Smartphones.
Mit dem Toshiba 55ZL2 kommt Anfang 2012 der erste autostereoskopische Fernseher auf den deutschen Markt, der dank seiner extrem aufwendigen Technik das brillenlose Vergnügen sogar für mehrere Personen gleichzeitig ermöglichen soll.
Aktuelle 3D-Techniken
Zwei verschiedene Technologien dominieren zu mehr als 99 Prozent den Markt aktueller 3D-TVs: Die vorherrschende Shutter-Technik sowie die Polarisationsfilter-Technik.
Bei der Shutter-Technik produziert der Fernseher die doppelte Anzahl an Bildern, muss also mindestens 120 Hz beherrschen (meist kommt ein 200-Hz-Panel zum Einsatz). Eine Hälfte der Bilder ist für das linke, die andere Hälfte der Bilder für das rechte Auge.
Eine mit zwei LCD-Schirmen ausgestattete Shutterbrille sorgt dafür, dass nur die passenden Bilder das jeweilige Auge erreichen. Während das Bild für das linke Auge abgebildet wird, macht der Bildschirm für das rechte Auge blitzschnell zu. Umgekehrt gilt dasselbe für das rechte Auge und den linken LCD-Schirm. Ein Infrarotsignal oder Funksignal des TV-Geräts synchronisiert die Bilder und steuert die Brillenfunktionen.
Die Shutter-Technik wird alternativ auch „aktives 3D“ genannt. Zu den Nachteilen gehört die recht schwere und klobige Brille. Sie braucht zudem Strom, der integrierte Akku muss also regelmäßig aufgeladen werden. Größter Vorteil ist die Erhaltung der vollen Auflösung und damit auch der theoretisch maximalen Bildqualität.
Bei der Polarisationsfiltertechnik wird das Fernsehbild mit zeilenweise unterschiedlich polarisiertem Licht ausgestrahlt. Die Polarisationsbrille besitzt entsprechende Filter, die nur das für das jeweilige Auge passende Licht passieren lässt.
Diese auch „passives 3D“ genannte Technik ist vorwiegend in 3D-Kinos zu Hause und hat ihre größten Vorteile bei der verwendeten Brille. Sie braucht weder eigene LCDs noch eine Stromversorgung, ist angenehm leicht und kostet nur den Bruchteil einer Shutterbrille.
Größter Nachteil der Polarisationsfiltertechnik ist die horizontal halbierte (und vertikal leicht geminderte) Auflösung, ein nominelles FullHD-Bild von 1920x1080 Pixel reduziert sich im 3D-Modus auf 1920x540 Pixel. Während des TV-Betriebs fällt diese Limitierung laut Zuschauerbefragungen von Fachmagazinen wie c't jedoch kaum auf.
3D oder 2D?
Die neuen 3D-Fernseher verfügen über eine Umschaltfunktion. So kann der Zuschauer zwischen 3D und 2D wählen. Er braucht also nicht unbedingt eine Spezialbrille, um sein 3D-Gerät zu nutzen. Die LCD- oder Plasma-Fernseher liefern auch Bilder in der zweiten Dimension.
Die neuen 3D-TVs sind darüber hinaus mit einer speziellen Software ausgestattet, die zweidimensionale Bilder zu 3D-Bildern hochrechnet. Die Qualität solcher Bilder ist jedoch nicht besonders gut, da das Programm Daten generieren muss, die im Prinzip gar nicht vorhanden sind.
LCD vs. Plasma
Da bei 3D-Formaten aufgrund der technischen Gegebenheiten fast die doppelte Datenmenge übertragen werden muss, sind die Anforderungen an die TV-Technik insgesamt höher.
Obwohl die räumliche Wiedergabe sowohl auf LCD- als auch auf Plasma-Bildschirmen möglich ist, eignen sich letztere doch etwas besser für die 3D-Technik. Durch den größeren Einblickwinkel bei Plasma-Geräten tritt seltener das Problem mit Geisterbildern auf. Darunter versteht man die Überlappung von zwei oder mehreren Bildern. Hinzu kommt, dass die Reaktionszeit bei Plasma-Fernsehern etwa 200mal schneller als bei LCD-Geräten ist.
3D-Angebote der Fernseh-Hersteller
3D-fähige Fernseher finden sich bei allen sieben großen Markenherstellern – Samsung, LG, Panasonic, Sony, Philips, Toshiba und Sharp – in diversen Varianten im Angebot. Dazu gesellen sich vereinzelte Modelle von „Halbmarken“ wie Thomson oder Grundig, kleinen Edelherstellern (Loewe, B&O) und inzwischen sogar asiatischen No-Name-Anbietern.
Samsung: Breites Angebot
Der Weltmarktführer bei Fernsehgeräten ist auch im 3D-Markt sehr aktiv. Die Auswahl an 3D-Fernsehern ist nicht nur absolut gesehen sehr groß, auch der prozentuale Anteil an der Gesamtproduktpalette ist unter den Markenherstellern mit am höchsten.
Passende Modelle bietet Samsung sowohl im LCD- als auch Plasma-Segment an; allerdings setzt man bislang ausschließlich auf die aktive Shutter-Technik.
LG: Vorreiter bei der Passiv-Technik
LG ist derzeit der einzige Hersteller, der bei seinen LCD-Geräten voll auf die passive Technik setzt und hier auch den technischen Vorreiter spielte. Bei den im Handel oder Internet noch zu findenden Modellen mit Shutterbrillen handelt es sich um ältere Auslaufmodelle. Ganz out ist die Aktivtechnik bei LG dennoch nicht: Sie kommt nach wie vor bei den Plasma-TVs zum Einsatz, bei denen LG ein ähnlich breites Angebot an 3D-Modellen wie die beiden verbliebenen Plasma-Mitstreiter Samsung und Panasonic vorweisen kann.
Sony: Konzentration auf Shutter-LCDs
Wer einen 3D-Fernseher von Sony haben will, muss sich um die Technik keine großen Gedanken machen. Der japanische Elektrogigant verkauft ausschließlich LCD-Geräte mit der aktiven Shutter-Technik. Das heißt aber nicht, dass Sony den 3D-Trend nur halbherzig verfolgt: Die Auswahl an 3D-Modellen ist groß und reicht hinunter bis zu Baureihen im mittleren Preissegment.
Toshiba: 3D ohne Brille
Innovativ präsentiert sich LCD-Verfechter Toshiba bei der 3D-Technik. Zwar ist das Angebot an „normalen“ 3D-Fernsehern mit Shutter-Technik eher überschaubar. Dafür sind die Japaner nach LG und Philips der dritte Markenhersteller, der sich auch an die Polarisationsfiltertechnik heranwagt.
Echter Pionier ist Toshiba gar beim aufregenden 3D ganz ohne Brille: Der für Anfang 2012 (Stand Januar 2012) angekündigte 55ZL2 bedient sich sogenannter Lentikularlinsen.
Außerdem berechnet der mit Highend-Technik vollgestopfte 55ZL2 nicht nur zwei, sondern gleich neun perspektivisch leicht versetzte Bilder. Die interne Auflösung ist mit 3840 x 2160 Pixel vier Mal so hoch wie bei normalen FullHD-Modellen, wovon durch die vielen Bilder und der Linsentechnik aber letztendlich nur 1280 x 720 Pixel übrig bleiben.
Zusammen mit der eingebauten Gesichtserkennung soll das Technologiepaket dafür sorgen, dass selbst dann ein ordentlicher 3D-Eindruck entsteht, wenn man nicht ganz mittig vor dem Gerät sitzt. So können auch mehrere Personen gleichzeitig dem brillenlosen 3D-Genuss frönen.
Panasonic: Der Plasma-Spezialist
Als Einziger unter den Big Playern setzt Panasonic seinen Schwerpunkt auf Plasmageräte. Während sich die Mitkonkurrenten LG und Samsung vor allem über Preisdumping in diesem schwierigen Markt zu behaupten versuchen, besetzen die Japaner die Nische der hochwertigen, sehr gut ausgestatteten, sorgfältig entwickelten, aber auch etwas teureren Geräte. Daneben baut Panasonic zwar auch LCD-Fernseher; das 3D-Angebot beschränkt sich hier aber auf ein paar wenige Geräte mit Bilddiagonalen unter 40 Zoll.
Philips: Duale Strategie
Die Niederländer waren nach LG der erste Hersteller, der sich der Polarisationsfilter-Technik zuwandte. Im Gegensatz zu LG bietet man diese Geräte aber zusätzlich zum breiten Spektrum an LCD-Modellen mit Shutter-Technik an. Als derzeit einziger Anbieter hat Philips somit von beiden Technologien mehr als eine Handvoll Modelle in der Produktpalette vorzuweisen. Zur besseren Unterscheidung bekommen Shutter-Geräte den Zusatz „3D Max“, die Modelle mit Polarisationsfiltertechnik den Zusatz „Easy 3D“ verpasst.
3D-Inhalte
Der recht schnellen Verbreitung der Technik hinkt das Quellmaterial, wie so oft, hinterher. Derzeit gibt es keinen deutschsprachigen Sender, der rund um die Uhr in 3D sendet. Sky Deutschland bietet einen Kanal mit ausgewählten in 3D ausgestrahlten Sendungen. Auch die Telekom bringt über ihren Entertain-Dienst einige Programme in 3D. Bei fremdsprachigen Anbietern ist das Angebot zwar etwas besser, aber auch noch recht lückenhaft.
Deutlich positiver sieht es bei Material aus der Konserve aus.
Per 3D-fähigem Blu-ray-Player steht inzwischen eine Bibliothek von mehreren Hundert 3D-Filmen zur Verfügung. Allerdings reicht hier die Qualität von bereits in perfektem 3D aufgenommenem Multikamera-Material bis hin zur miesen Konvertierung.
Für die Playstation 3 hat Sony zudem mehrere Dutzend 3D-tauglicher Spiele in petto.
Auch Microsofts Xbox 360 beherrscht theoretisch die Ausgabe von stereoskopischem Material, ist dabei aber mangels Blu-ray-Laufwerk eingeschränkt.