Adventure-Spiele
Rätseln ohne Zeitdruck
Adventure-Spiele zeichnen sich durch eine dichte Story, ausgearbeitete Charaktere und einen Fokus auf Erkunden, Rätsel und Dialoge aus. Adventures fordern stets den Grips des Spielers und so gut wie nie sein Geschick. Der Spieler übernimmt die Hauptrolle in interaktiven Geschichten, die sich für gewöhnlich ohne Zeitdruck erleben und lösen lassen. Er untersucht seine Umgebung, sammelt Gegenstände ein, kombiniert und verwendet sie, und kommuniziert mit anderen Spielfiguren.
Da Adventures viel Wert auf Erzählung und Fantasie legen und daher auch ohne Grafik und eigene Spiel-Controller auskommen können, bilden sie in der Form von Text-Adventures eines der ersten Spiel-Genres der beginnenden Computer-Ära. Nach einer Hochphase bis Anfang der 1990-Jahre verliert diese vergleichsweise beschauliche Spielegattung stark an Popularität. Erst seit einigen Jahren sind Grafik-Adventures wieder ein beliebtes und vielfältiges Genre.
Text-Adventures
Mit "Colossal Cave Adventure" begründet der amerikanische Programmierer und Hobby-Höhlenforscher William Crowther bereits 1976 das Genre. Der Spieler erkundet ein gewaltiges unterirdisches Labyrinth, sucht Schätze und stellt sich Zwergen und Drachen. Sämtliche Ereignisse werden in Form von Bildschirmtexten dargestellt, durch Zweiwort-Befehle (zum Beispiel Nimm Axt, Öffne Tür) steuert der Spieler das Abenteuer. Ihre technische Anspruchslosigkeit machen Text-Adventures zu Pionierspielen der Heimcomputer-Ära - dank einfacher Konvertierung besiedeln sie meist als erste Unterhaltungsprogramme junge Computersysteme.
Legendäre Hersteller von Text-Adventures sind Scott Adams, der von 1978 bis 1984 rund 20 Titel ("Pirate Adventure", "The Count") auf den Markt bringt, sowie die 1979 von MIT-Studenten gegründete Firma Infocom, deren Titel ("Zork", "Planetfall", "Deadline") sich durch literarische Qualität und liebevoll gestaltete, mit reichlich Zusatzmaterial bestückte Verpackungen auszeichnen.
Grafik-Adventures
Das Text-Adventure fällt in den 1980er-Jahren der zunehmenden Leistungsfähigkeit von Computern zum Opfer: Die Wortwüsten werden durch farbenfrohe grafische Darstellungen der Szenerien ersetzt, die Tastaturbefehle durch wenige, mit der Maus anzuklickende Symbole (sogenannte Icons). Diese Steuerungsmethode bestimmt bis heute das Genre, weshalb statt von Grafik- auch häufig von Point & Click-Adventures gesprochen wird. Ab der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre beginnt das Genre zu boomen: Sierra On-Line startet die "King's Quest"- sowie "Space Quest"-Serien und legt mit den Erotik-Abenteuern von "Leisure Suit Larry" deutsche Büros lahm. Lucasarts begeistert Millionen von Spielern mit "Maniac Mansion", "Monkey Island" oder "Indiana Jones" - Adventure-Marken, die in puncto Grafikdesign, Sound und Humor bis heute als Meilensteine gelten. Während die Vertreter dieser Point & Click-Hochphase gewöhnlich einen Schwerpunkt auf tiefgründige Charaktere und fesselnde Storys legen, dominiert Mitte der 1990er das Puzzle-lastige Adventure mit dem millionenfach verkauften Multiplattformtitel "Myst" als populärstem und wichtigstem Vertreter.
Adventures heute
Nachdem das Genre ab Ende der 1990er vor sich hin vegetiert, erlebt das Grafik-Adventure in den letzten Jahren einen kleinen Aufschwung. Zum einen erscheinen mit Nintendo Wii und DS Videospielsysteme, die eine Maus-ähnliche Steuerung und damit Point & Click-Titel auf Konsole erlauben. Zum anderen spezialisieren sich vor allem Hersteller aus der PC-Nation Deutschland auf die Belebung dieses brachliegenden Marktes: Koch Media ("Geheimakte Tunguska"), Daedalic ("Harvey's neue Augen") oder dtp Entertainment ("Black Mirror") veröffentlichen kontinuierlich hochwertige Abenteuer-Kost.