DVB-S
DVB-S
Das Kürzel DVB-S steht für "Digital Video Broadcasting - Satellit" und somit für die Verbreitung digitaler Fernseh- und Radioprogramme über Satellit in SD- (Standard Definition) und HD-Qualität sowie neuerdings auch in 3D. Eine für den Empfang von DVB-S benötigte digitale Sat-Anlage besteht im Normalfall aus einer Satellitenschüssel von mindestens 60 Zentimetern Durchmesser samt digitaltauglichem Universal-LNB, einem digitalen Satellitenreceiver und einer Kabelverbindung zwischen Schüssel und Receiver. Immer mehr Hersteller statten ihre Fernseher mit einem DVB-S-Empfänger aus. Diese Geräte empfangen Sat-Fernsehen ohne externen Receiver.
Kostenpflichtiges HD+
Während ARD, ZDF und Arte ihre HD-Programme über Satellit ohne Zusatzkosten und unverschlüsselt senden, bieten die Sender Kabel Eins, Vox, RTL, Sat.1 und Pro7 die HD-Version ihrer Programme für deutsche Zuschauer in Form von "HD+" an. HD+ ist nur mit geeigneten Receivern und einer Smartcard empfangbar, die jährlich 50 Euro kostet. In Österreich wird das Programmpaket ab September 2011 unter dem Namen HD Austria Angeboten. In der Schweiz ist es nicht erhältlich.
DVB-S2
Mit DVB-S2 wurde vor einiger Zeit eine Weiterentwicklung des DVB-S-Standards eingeführt. Der Vorteil von DVB-S2 liegt in der geringeren Bandbreite, die zur Übertragung von HD-Inhalten notwendig ist. Zwar funktioniert HD auch mit DVB-S, doch wählen immer mehr Anbieter für Ausstrahlung neuer Sender die für sie kostengünstigere Variante DVB-S2. Aktuelle im Handel angebotene HD-fähige Sat-Receiver sind ausschließlich mit DVB-S2-Tunern ausgestattet.
Schüsseln und Receiver
Der Empfang von DVB-S ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz bereits mit Parabolantennen von 30 Zentimetern Durchmesser möglich, allerdings kommt es hier bei schlechtem Wetter zu Unterbrechungen des Empfangs. Daher ist ein Schüsseldurchmesser von mindestens 60 Zentimetern empfehlenswert. Nicht immer ist für eine Schüssel samt nach vorne reichendem LNB ausreichend Platz vorhanden. Im Handel werden alternativ flache Antennen angeboten, bei denen der LNB in die Flachantenne integriert wurde.
Receiver mit Zusatzfunktionen
DVB-S-Receiver gibt es in vielen Varianten und Ausstattungen. Gute Modelle besitzen eine Festplatte zum Aufzeichnen der Programme sowie zwei Tuner für den gleichzeitigen Empfang zweier Programme. Damit der Nutzer Pay-TV-Angebote wie etwa Sky empfangen kann, muss der Programmanbieter den Receiver zertifizieren und mit einem Smartcard-Leser ausstatten. Letzterer muss mit dem eingesetzten Verschlüsselungssystem kompatibel sein. Wer Angebote mehrerer Pay-TV-Anbieter empfangen möchte, benötigt einen Receiver mit CI-Schnittstelle zum Einschub von CI-Modulen, den so genannten CAMs. Die CAMs nehmen die Smartcard des Programmanbieters auf und entschlüsseln die empfangenen DVB-Daten.
LNB und Verkabelung
Der LNB (Low Noise Block) setzt das über die Schüssel empfangene digitale Signal so um, dass es per Koaxialkabel an den Satellitenreceiver übertragen werden kann. Der Receiver wandelt das Signal wiederum in ein fernsehkompatibles Format. Je größer der Abstand zwischen Schüssel und Receiver, desto wichtiger ist die Qualität des Koaxialkabels. Reichen bei kurzen Verbindungen von wenigen Metern die preiswertesten Kabel aus, ist bei längeren Verbindungen von mehr als zehn Metern der Kauf eines hochwertigeren Kabels zu empfehlen.
Geringes Rauschmaß
Digitale Sat-Anlagen sind durchweg mit Universal-LNBs ausgestattet, die den gesamten Empfangsbereich von 10,7 bis 12,75 GHz verarbeiten können. Beim LNB-Kauf sollte auf ein Rauschmaß von 0,7 dB oder weniger geachtet werden. Je niedriger das Rauschmaß, desto besser der Empfang bei schlechtem Wetter. LNBs können einen oder mehrere Anschlüsse haben, um mehrere Receiver gleichzeitig zu versorgen.
Die verschiedenen Sat-Anbieter
Viele Programme im deutschsprachigen Raum laufen über SES Astra. Astra-Satelliten befinden sich auf 19,2° Ost. Das Angebot umfasst etwa 800 Fernseh- und knapp 200 Radioprogramme. Etwa 300 der Fernsehprogramme sind unverschlüsselt und frei empfangbar. Zusätzlich bietet Astra verschlüsselte Programme von Pay-TV-Anbietern wie Sky oder dem französischen Anbieter Canal+. Eine Alternative zum Astra-Empfang stellt der Satellitenanbieter Eutelsat mit seinem auf 13° Ost positionierten Hotbird-Satellitensystem dar. Das Angebot deutschsprachiger Sender ist hier geringer, dafür bietet Hotbird zahlreiche frei empfangbare Fernsehprogramme in verschiedenen Sprachen.
Verschlüsselte Programme empfangen
Der Empfang von Pay TV-Sendern setzt ein Abonnement sowie eine Smartcard voraus. Das Programmangebot des ORF wird ebenfalls über Astra ausgestrahlt. Das Programm ist verschlüsselt, zur Entschlüsselung ist neben einer ORF Digital-Sat-Karte ein Receiver mit Irdeto-Verschlüsselungssystem notwendig. Auf Hotbird finden sich die mit dem Verschlüsselungssystem Viaccess codierten Schweizer SRG-Programme.
Zwei Satelliten mit einer Schüssel
Wer sowohl Astra- als auch Hotbird-Programme empfangen möchte, der kann das mit Hilfe einer Multi-Feed-Antenne ("schielende" Schüssel) bewerkstelligen. Eine schielende Schüssel besitzt zwei LNBs, die in einem bestimmten Abstand zueinander angebracht sind. Die Schüssel wird auf einen der beiden angepeilten Satelliten ausgerichtet, der zweite wird dann durch exakte Justierung des zweiten LNBs leicht seitlich empfangen.
Mehr Auswahl mit einer Drehanlage
Bei der Drehanlage wird die Schüssel per DiSEqC über einen Motor in Richtung des über den Satellitenreceiver ausgewählten Satelliten bewegt. Da die Schüssel stets frontal auf den jeweils angepeilten Satelliten gerichtet ist, ist immer der bestmögliche Empfang gewährleistet. Drehanlagen empfangen weitaus mehr als nur zwei Satellitensysteme. So sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit einer Schüssel von 90 Zentimetern Durchmesser neben den oben erwähnten Astra- und Hotbird-Angeboten unter anderem türkische, italienische, französische, britische, spanische und arabische Satellitensysteme frei empfangbar.
Eine Sat-Schüssel positionieren
Die meisten Fernsehsatelliten sind in einer äquatornahen Umlaufbahn positioniert. Die für Deutschland, Österreich und die Schweiz befinden sich von Zentraleuropa aus gesehen in südlicher Richtung. Daher ist für den störungsfreien Empfang eine möglichst hindernisfreie Sicht nach Süden erforderlich. Je nach eigenem Standort und Satellit weicht die Position, auf die eine Satellitenschüssel gerichtet werden muss, von der Südrichtung um einige Grad nach Westen oder Osten ab. Ein Baum oder ein Gebäude am falschen Platz können den Satellitenempfang behindern oder gar unmöglich machen.
Ausrichtung per Kompass
Um eine Schüssel exakt auf einen Satelliten auszurichten, empfiehlt sich der Einsatz von Kompass und Satellitenfinder. Mit Hilfe des Kompasses wird die exakte Südrichtung bestimmt und die Schüssel um die erforderlichen Grade gedreht. Optimal lässt sich eine Schüssel mit einem Sat-Finder ausrichten, der per Koaxialkabel an den LNB angeschlossen wird und die Empfangsstärke über ein optisches oder akustisches Signal anzeigt.
DVB-S konkurriert mit DVB-T
DVB-S steht in direkter Konkurrenz zu DVB-T und DVB-C. Das digitale terrestrische Fernsehen DVB-T bietet ein vergleichsweise kleines Angebot bis zu 32 Fernsehprogrammen. Die Bildqualität ist deutlich schlechter als bei DVB-C oder DVB-S, zudem werden in Deutschland, der Schweiz und Österreich über DVB-T keine HD-Programme gesendet. Bei DVB-T fallen wie bei DVB-S bis auf die obligatorischen Rundfunkgebühren keine weiteren Fixkosten an. Für den Empfang von DVB-T wird außer einem Receiver je nach Standort zumeist nur eine kleine Hausantenne benötigt.
DVB-S im Vergleich mit DVB-C
DVB-C bezeichnet die digitale Fernseh- und Radioübertragung über das Kabelnetz. Die Nachteile hier sind die monatlichen Abo-Kosten und das im Vergleich zu DVB-S kleinere Programmangebot, das sich darüber hinaus von Kabelanbieter zu Kabelanbieter unterscheidet. So ist beispielsweise das komplette Sky-Angebot zwar über Satellit, nicht aber in allen Kabelnetzen empfangbar. Stärken von DVB-C sind das im Vergleich zu DVB-T große Programmangebot und die generelle Zuverlässigkeit des Empfangs bei gleichbleibend guter Bildqualität.
Nachteile von DVB-S
Hauptnachteile von DVB-S sind mögliche Empfangsprobleme bei schlechtem Wetter und die Tatsache, dass viele Vermieter per Mietvertrag die Installation einer Schüssel untersagen. Zudem verhindern bauliche Umstände oft das Anbringen einer Sat-Schüssel oder eine freie Sicht nach Süden ist nicht gegeben.